Liebe Mitglieder,
schon wieder sind zwei Jahre Vorstandsarbeit verstrichen wie im Fluge. Zwei Themen standen im Vordergrund und beanspruchten auch die meiste Zeit seit fast 1 ½ Jahren.
Zum einen ist das die Gründung einer eigenen Naturförderstation unter dem Dach der Naturfördergesellschaft NFG. Am Tage unserer Mitgliederversammlung wurde der Kooperationsvertrag zwischen Land und Kreis unterzeichnet, quasi die Geburtsstunde der Station. Diese Naturförderstation übernimmt alle Aufgaben einer normalen Biologischen Station.
Sie wird künftig u. a. die FFH- und Naturschutzgebiete des Kreises fachlich betreuen, Gebietsentwicklungspläne vorbereiten sowie an der Umsetzung des Kulturlandschaftsprogramms arbeiten. Die Naturschutzarbeit wird dadurch künftig auf Kreisebene wesentlich gestärkt, und der ehrenamtliche Naturschutz wird entlastet. Der Weg zu dieser eigenen Station war aber sehr beschwerlich. Schon 1993 scheiterten die Bemühungen der Naturschutzverbände und der Behörden am Veto des Kreistages und am Widerstand der landwirtschaftlichen Vertreter, obwohl die nötigen Fördermittel vom Land in Höhe von 350.000 DM bereits zugesagt worden waren.
Seit längerem deuten sich aber gravierende Änderungen der politischen Rahmenbedingungen sowohl für die Landwirtschaft als auch für den Naturschutz an. Herr Dr. Reinhard Mantau von der Landwirtschaftskammer hat uns dies in seinem Vortrag "Landwirtschaft zwischen Ökonomie und Ökologie" am 5.9.2000 in Coesfeld erläutert. Nach seiner Einschätzung ist die momentane Subventionierung der Landwirtschaft nach der Osterweiterung der Europäischen Union 2006 nicht mehr finanzierbar. Subventionen fließen dann möglicherweise in erster Linie in FFH- und Naturschutzgebiete, um dort landwirtschaftliche Nutzflächen nur noch extensiv zu bewirtschaften, natürlich auf freiwilliger Basis.
Vor diesem Hintergrund war es nicht wirklich verwunderlich, dass jetzt von der anderen Seite ein Vorstoß für eine kreiseigene Station unternommen wurde. Der stellvertretende Landrat Ludger Streyl - selbst Landwirt - schlug im September 2000 vor, unter dem Dach der NFG eine eigene Station zu gründen. Die Naturschutzverbände sind aber nach der alten Satzung inner-halb der NFG nur mit drei von 14 Delegierten vertreten.
Das Umweltministerium in Düsseldorf schreibt aber für den Trägerverein einer Biologischen Station eine mindestens 50%ige Beteiligung der ehrenamtlichen Naturschutzverbände vor, weil eine solche Station nach Auffassung des Ministeriums ein Instrument des ehrenamtlichen Naturschutzes sein muss. Staatssekretär Griese bekräftigte diese Position noch einmal bei der Unterzeichnung des Rahmenvertrages. In unzähligen Gesprächen bei der Kreisverwaltung, dem Ministerium und auf privater Ebene mussten unterschiedliche Positionen zwischen Vertretern der Landwirtschaft und der Naturschutzverbände angeglichen werden, Ängste und Misstrauen abgebaut und Vertrauen aufgebaut werden. Herr Neiss vom Umweltministerium leitete zwei dieser Gesprächsrunden und unterstützte dabei die Position der Naturschutzverbände nachhaltig.
In enger Zusammenarbeit mit Frau Beerhorst (BUND) und Herrn Jung (LNU) wurde ein Kompromissvorschlag erarbeitet, der nun auch von politischen Vertretern des Kreises, des Landes und von den Vertretern der Landwirtschaft mitgetragen wird: Innerhalb der NFG konstituiert sich ein Kuratorium, welches sich paritätisch aus Naturschützern und Landnutzern zusammensetzt. Dieses Kuratorium wird sich um alle entscheidenden Belange der Station kümmern.
Im Laufe des Jahres 2002 wird diese institutionell geförderte Station ihre Arbeit aufnehmen. Personell wird diese Station zunächst mit drei Personen besetzt sein, einem Leiter, einem Stellvertreter sowie einer Verwaltungskraft. Diese drei Personen werden wegen der Fülle der anstehenden Aufgaben mehr als genug zu tun haben.
Schon deshalb werden wir auch weiterhin an unserer eigenen "NABU- Station Münsterland" festhalten. Diese betreut zur Zeit einige kreisübergreifende Projekte und entlastet uns spürbar.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der letzten zwei Jahre war die Vorbereitung und Durchführung unseres Jubiläumsjahres 2001. In einer bisher nicht dagewesenen Vielzahl von Veranstaltungen präsentierte sich der NABU der Öffentlichkeit und machte dadurch nachhaltig auf seine Arbeit aufmerksam. Im Jahr 2000 hatten wir mit sieben Vorträgen, drei internen Stammtischen und sieben Exkursionen schon ein volles Programm. Das Festkomitee, Winfried Rusch, Christian Prost und Thomas Jülicher, erstellte für das Jubiläumsjahr ein Programm mit 11 Vorträgen (von denen einer wegen der tragischen Ereignisse am 11.9. ausfiel), zehn Exkursionen und vier Ausstellungen in Dülmen, Coesfeld, Billerbeck und Darfeld. Ein Info-Stand auf dem Ursula Markt sowie die Aktion "Offene Gärten" an vier Tagen im Juni rundete das Programm ab.
Durchschnittlich 20 - 30 Personen erschienen zu den Vorträgen. Vorträge im Nordkreis werden nach wie vor besser besucht, hier konzentriert sich auch die Mehrzahl der Mitglieder. Spitzenreiter im Jahr 2000 war der Vortrag von Walter Vest über die Nationalparks in Ostdeutschland mit 51 Zuhörern. Dem interessanten Festvortrag von Prof. Schulte im Okt. 2001 lauschten sogar rund 100 Zuhörer! Auch die Exkursionen wurden hervorragend angenommen.
Spitzenreiter sind hier schon fast traditionell die Fledermausexkursionen von Hans Haufe und Reinhard Löwert mit 50 bis 100 Besuchern. Aber auch junge Steinkäuze oder klettergewandte Laubfrösche faszinierten Exkursionsteilnehmer regelmäßig. Alle Veranstaltungen in den Schatten stellte die Aktion "Offene Gärten". 2500 - 3000 Besucher strömten an zwei Wochenenden durch 19 Gärten in Billerbeck, Coesfeld, Nottuln und Rosendahl! Hier mein ganz herzlicher Dank an alle, die ihre Gärten zur Schau gestellt und ihre Freizeit geopfert haben! Diese Beispiele belegen, dass sich viele Menschen nach wie vor für die Natur und für unsere erfolgreiche Arbeit begeistern.
Der ein oder andere konnte auch als Mitglied gewonnen werden. Seit unserem vorübergehenden Tiefststand 1998 wuchs die Mitgliederzahl von 270 auf 346 an. Das ist ein neuer Rekord!!! Allerdings mangelt es uns nach wie vor sehr an Personen, die sich aktiv in die Vereinsarbeit einbringen. Weniger als 10% der Mitglieder sind dazu bereit, und das ist schade. Wie groß unser Aufgabenfeld geworden ist, sehen Sie an der Aufstellung der von uns betreuten Flächen in der Jubiläumsausgabe des "Kiebitz".
Zu unserem Vereinsorgan "Kiebitz" ist zu sagen, dass sich die immer schon gute Qualität dieses Heftes, dank des Einsatzes von Winfried Rusch, kontinuierlich verbessert hat und ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit ist. Im Berichtszeitraum erschienen vier reguläre Ausgaben und ein Sonderheft über die Aktion "Offene Gärten". Besonders lesenswert ist die Jubiläumsausgabe. Auf sieben Vorstandssitzungen wurde die vereins-interne Arbeit geregelt, Grundsatzpositionen erarbeitet sowie Weichen für die Zukunft gestellt. Themen waren u.a.: stärkere Einbindung der NABU-Naturschutzstation Münsterland in unsere Arbeit, Obstwiesenschutz, Beschlüsse über Ausgaben, Zusammenarbeit zwischen BUND und NABU, Abstimmungsverhalten im Beirat, Flächenkauf, Pflegeeinsätze und vor allem die Naturförderstation und das Jubiläumsjahr.
Auf der letzten Vorstandssitzung haben wir übrigens beschlossen, die 10jährige Zusammenarbeit mit dem Kreisverband Ostprignitz-Ruppin zu beenden, weil von dort keinerlei Interesse mehr signalisiert wird. Das Konzept eines gemeinsamen Publikationsorgans war schon vor einigen Jahren gescheitert. Über die hervorragende Arbeit der verschiedenen Projektgruppen können sie sich in verschiedenen Artikeln der letzten "Kiebitz" - Ausgaben informieren.
Hervorzuheben ist, dass uns nun mit Prof. Dr. Eberhard G. Schmidt aus Dülmen ein ausgewiesener Libellenkenner als Ansprechpartner zur Ver-fügung steht und sich ein weiterer neuer Arbeitskreis "Naturnaher Garten" gegründet hat. Dieser wird geleitet von Rainer Gildhuis.
Gerade in unsere Projekte fließen unglaublich viele ehrenamtliche Stunden. Dasselbe lässt sich sagen für die Erarbeitung von Stellungnahmen nach § 29. Auf der Mitgliederversammlung am 4. 12. gab es folgende Änderungen: Dr. Martin Vest und Volker Giehr schieden leider aus beruflichen Gründen aus dem Vorstand aus. Vielen Dank euch beiden! Marita Kramer und Thomas Jülicher rückten als Beisitzer nach. Damit ist nach 20 Jahren erstmals eine Frau im Vorstand!
Ein Höhepunkt der Mitgliederversammlung war die Ehrung von Walter Vest. Er wurde für seinen unermüdlichen Einsatz zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Herzlichen Glückwunsch, Walter! Bei allen Vorstandskollegen, Projektleitern, § 29-Bearbeitern und aktiven NABU-Mitgliedern möchte ich mich für die geleistete Arbeit der letzten zwei Jahre ganz herzlich bedanken!
Allen NABU-Mitgliedern wünsche ich ein erfolgreiches Jahr 2002 in Gesundheit und Zufriedenheit. Ihr Elmar Meier 1. Vorsitzender