Fotos: Klaus Lütke-Sunderhaus
Eigentum: Land NRW, Kulturlandschaft Stiftung Kreis Borken seit 1988
Pflegemaßnahmen: Hier pflegt der NABU Coesfeld Kopfbäume und Blänken im Auftrag der Bio-Station Zwillbrock
Größe: 67,21 ha
Ansprechpartner: Klaus Lütke-Sunderhaus
Neuigkeiten vom Kuhlenvenn
In den letzten Jahren geriet das Kuhlenvenn wiederholt in die Schlagzeilen von Lokalpresse und ‚Naturzeit‘. Ursprünglich galt an diesem ehemaligen Baggersee ein generelles Verbot der Jagd auf Wasservögel, so dass sich hier ein Durchzugs- und Überwinterungsgebiet von überregionaler Bedeutung entwickeln konnte.
Im Zuge der Landschaftsplanung gelang es den Jägern, dieses Verbot aufzuweichen, so dass für die folgenden fünf Jahre jeweils drei Jagden im Oktober gestattet wurden. Die Auswirkungen auf die Vogelwelt sollten dabei wissenschaftlich untersucht werden. Wir vom NABU versuchten alles, um diese Störungen zu verhindern, hatten jedoch keinen Erfolg.
Die negativen Auswirkungen der ersten zwei Jagden im Herbst 2004 entsprachen unseren Erwartungen: insbesondere seltene Vogelarten wie die Bekassine erwiesen sich als sehr störanfällig. Glücklicherweise waren die Jagdstrecken mit durchschnittlich nur einer erlegten Ente derart gering, dass der Jagdpächter kein weiteres Interesse mehr zeigte, der Versuch abgebrochen wurde und vorerst keine weiteren Jagden zu erwarten sind.
Ein Beweis für die Intelligenz besonders der Wildgänse ist, dass Arbeitseinsätze des NABU mit bis zu sieben Freischneidern in unmittelbarer Nähe des Gewässers keinen Eindruck auf die Tiere machen. Sobald sich aber Jäger dem Gewässer nähern, erheben sich Massen von Vögeln in die Luft.
In einem benachbartem Baggersee unweit der Coesfelder Kaserne konnte in den letzten Jahren des öfteren ein Pärchen Flussseeschwalben beobachtet werden. Die Brut scheiterte an mangelnden Nistmöglichkeiten, und eine Einigung über Nisthilfen konnte mit dem Eigentümer nicht erzielt werden. Da sich die Flussseeschwalben hin und wieder auch am Kuhlenvennsee zeigen, wurde die Idee geboren, hier ein Brutfloß nach dem Vorbild des NABU Rhede zu installieren. Das Vorhaben scheiterte leider am Einspruch der Unteren Landschaftsbehörde Borken.
Zum Schluss noch ein paar Zahlen: Im Winter 2005/2006 hatten wir wieder ein neues Maximum an überwinternden Wasservögeln. Wir beobachteten bis zu 1800 Stockenten, 300 Krick- und 60 Pfeifenten. Im Umfeld siedelte sich ein weiteres Pärchen Brachvögel an. Hoffnungsvoll stimmt uns, dass sich wieder ein Pärchen Bekassinen bis Ende Mai im Gebiet aufhielt.
Klaus Lütke-Sunderhaus - November 2006
18.03.2006
18.03.2006
Der Mensch hat die Landschaft des Münsterlandes seit Jahrtausenden geprägt. Es gibt drei große Kultursprünge in der Münsterländer Landschaft. Am Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich das Münsterland durch Übernutzung mit Haustieren weitgehend zu einer weiten Steppe entwickelt. Heide, einzelne Bäume und Sanddünen prägten die Landschaft. Selbst Holz zum Heizen und Kochen war so knapp, dass auch Torf als Brennstoff genutzt werden musste.
Das Kloster Marienborn aus Coesfeld beantragte 1703 beim Fürstbischof von Münster Nutzungsrechte im Kuhlenvenn, um dort Brenntorf abbauen zu dürfen, weil es kein Brennholz mehr in Varlar gab (Heute gibt es in Varlar die größten Waldflächen in Coesfeld).
Zu Beginn des 19. Jahrhundert wurden die Marken (allgemein nutzbare Weiden und Wälder einer Bauernschaft), die einen sehr großen Teil unserer Landschaft einnahmen, aufgeteilt und in Privatbesitz überführt, um eine Produktionssteigerung in der Landwirtschaft voranzutreiben .
Diese Veränderung in der Landschaft machte sich auch auf die Tierwelt des Münsterlandes bemerkbar. So wurden die letzten Wölfe (1835 bei Herbern und 1838 in der Davert bei Münster) erlegt. Andere Tiere wanderten erst jetzt ein; so zum Beispiel 1860 das Birkhuhn in Tungerloh Pröbsting. Fürst Salm Horstmar erlegte 1897 im Weißen Venn an zwei Morgen 18 Birkhähne. Es war die Landschaft entstanden, die sich viele Naturschützer zurückwünschen: eine abwechslungsreiche Landschaft mit vielen kleinmaschigen Strukturen und einer große Artenvielfalt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde unsere Landschaft nochmals grundlegend verändert. 1889 setzte der Landwirt Anton Böing als erster Landwirt in Tungerloh Mineraldünger ein. 1931 wird auf der Landwirt-schaftsausstellung in Gescher bereits für den Anbau von Silomais geworben.
Heute ist Mais die wichtigste Ackerfrucht des westlichen Münsterlandes geworden. Nur durch Mais und Getreideanbau lassen sich die vielen Masttiere (Schweine, Rinder und Geflügel) ernähren. Unsere Land-schaft ist entsprechend verarmt. Das Handeln des Menschen wirkt sich innerhalb weniger Jahre auf die Vogelwelt aus. So wurde im heutigen NSG Kuhlenvenn 1984 durch die Firma Rüskamp eine Nassabgrabung von Sand vorgenommen. Dieser Baggersee fiel mir sofort wegen seiner vielen Wasservögel auf. Seit 1985 zählte ich die Vögel und notierte alles sorgfältig.
Am 18. März 1988 wurde das Naturschutzgebiet Kuhlenvenn Nord ausgewiesen. Ackerflächen wurden in Grünland umgewandelt und extensiv genutzt. 1993 wurde das NSG wieder vernässt. Der NABU Coesfeld hat hierbei eine entscheidende Rolle gespielt. Wurde der Wasserschacht am Südufer des Sees doch regelmäßig zerstört und von Michael Kappelhoff und mir mehrfach repariert. Der Kreis Borken setzte, nachdem die Person, die diesen Wasserschacht zerstörte und damit den Grundwasserstand im NSG drastisch absenkte, erwischt wurde, einen neuen Schacht auf, der bis heute existiert.
Am 11.01.1994 wurde das NSG Kuhlenvenn Süd per Verordnung festgeschrieben. Heute stehen im NSG Kuhlenvenn, Kuhlenvenn Süd, Erweiterung, 53 ha unter Naturschutz, von denen sich 43,9 ha im Landeseigentum befinden. Insgesamt wurden im Schutzgebiet 6 Blänken angelegt und mehrere Ackerflächen in Grünland zurück-verwandelt. 17 Kopfbäume wurden vom NABU Coesfeld gepflanzt. Seit vielen Jahren werden Pflegearbeiten von uns in Absprache mit der Biostation durchgeführt. Allein in der Saison 2002/2003 wurden 95 Stunden ehrenamtlich gearbeitet. Doch die Erfolge sind nicht mehr zu übersehen.
Klaus Lütke-Sunderhaus, Ottoweg 11, 48653 Coesfeld
Vogelbeobachtungen erhoffend führt mich mein Weg sporadisch zum Kuhlenvenn-See. In diesem Winter traf ich dort in der Vogelbeobachtungskanzel einen Natur- und Vogelfreak, einen in die Vogelwelt vernarrten dort regelmäßig anwesenden Vogelfreund, Alfred gerufen. Nur seltsam, dass wir uns dort nicht bereits eher begegneten. Man erzählt sich was über Vogelbeobachtungen und Vogelsichtungen insbesondere an diesem See.
An diesem Rohrdommel-Sonntagmorgen, von dem zu berichten ist, empfängt Alfred mich mit der Sensationsmeldung: Eine Rohrdommel sitzt am See! Klaus Lütke-Sunderhaus war heute morgen auch schon hier, und zwar zur offiziellen Vogelzählung. Mit seinem Spektiv haben wir die Rohrdommel ganz einwandfrei sehen und bestimmen können. Mein Vogelfreund hatte einen solchen Vogel noch nie gesehen. Voller Begeisterung wollte er mir den Vogel im Bestimmungsbuch zeigen. Mir erschien die Eigenbeobachtung sinnvoller, und ich ließ mir den Standort des Vogels erklären: Sicher, da war etwas im Ufergesträuch. Aber ein Vogel, dazu noch eine Rohrdommel? Das kann ich so nicht bestätigen, das kann ich mit meinem 8x40-Glas nicht erkennen, so meine Feststellung und Antwort. Auch das 20-fach vergrößernde Glas des Erstbeobachters reichte nicht für die Klärung des Sachverhaltes. Neugierig geworden, denn wann sieht man schon mal eine Rohrdommel im Kuhlenvenn, wurde auf dem Uferpfad des Sees nach einer evtl. günstigeren Beobachtungsmöglichkeit gesucht. Aber wo wir auch anhielten, stets war lediglich ein tarnfarbenes "Etwas" im Gesträuch zu sehen. Hoffend, dass sich etwas tat, verharrten wir. Nichts geschah. Auch die nebenan sitzenden Kormorane oder die vorüberfliegenden Gänse konnten die Rohrdommel nicht dazu bewegen, einen für den Beobachter günstigeren Platz einzunehmen. Am Morgen habe sie an einem solchen geruht, wusste unser Ersterspäher zu berichten. Er hatte sie sich in der Annahme, es sei ein Bussard, angesehen und war entsprechend überrascht. Jetzt, zur Frühnachmittagszeit, hätte niemand den Vogel entdeckt, geschweige bestimmen können.
Die morgendliche Beobachtung war dem einen und anderen kund geworden. Einer von ihnen rückte nun mit einem ordentlichen Spektiv an. Natürlich wollte und durfte jeder das "Etwas" nun genauer betrachten. Rein zufällig hatte der Vogel in meiner Beobachtungsphase das Bedürfnis, sich mal zu dehnen und zu strecken: Kopf mit Schnabel und die Beine waren nun eindeutig zu erkennen. Unzweifelhaft, dort saß eine Große Rohrdommel, nicht nur ein unbewegliches, mit der Tagesbeobachtung eines Uhus vergleichbares fedriges Etwas, bei dem der Wind mit einzelnen Federn spielt.
Mein Vogelfreund hatte Recht gehabt und Anerkennung ob seiner Findigkeit ward ihm zuteil. Noch etwas zum See im Kuhlenvenn, und zwar für Leser, die ihn nicht kennen: Im kultivierten Venn baggerte das angrenzende Kalksandsteinwerk Coesfeld Sand aus einem etwa 175 mal 350 m großen Bereich. Das Baggerloch verfüllte sich mit Grund- und Regenwasser. Der Wasserspiegel wird in konstanter Höhe gehalten. An den Rändern verbuschte das Gewässer. Der See und umliegende, zeitweise mit Blänken angefüllten Grünflächen wurden nach dem Ausbaggern als Naturschutzgebiet ausgewiesen. An einer Ecke des Gewässers wurde eine Aussichtskanzel errichtet. Von ihr aus kann man an einer Längsseite des Sees entlang gehen. Auf dem See und den angrenzenden Grünflächen lassen sich immer wieder Vogelbeobachtungen tätigen.
Weil das Gebiet relativ klein ist, hält sich die Zahl der Vogelarten und der Individuen in Grenzen, hält das Gebiet keinen Vergleich mit etwa den Rieselfeldern Münster stand. Aber es liegt mit dem Fahrrad erreichbar zwischen Coesfeld - Gescher - Hochmoor. Deshalb besteht hier die Möglichkeit, ohne große Wege, ohne entsprechenden Zeitaufwand mal nach Vögeln Ausschau zu halten, die sich in derartigen Biotopen aufhalten. Nur, und das sei sofort eingefügt, wer dort Besonderheiten sucht (die ja persönlich sehr unterschiedlich sein können), wird manchen Weg vergeblich dorthin machen. Eine Rohrdommel verirrt sich nicht alle Tage an diesen Minisee. Selbst mir, der seit Jahren das Gebiet aufsucht, ist diese Vogelart dort bislang noch nie vor das Glas gekommen. Anscheinend war die Göttin der Ornis meinem Vogelfreund und mir wohlgesonnen. (Wie mag sie nur heißen, die Göttin? Die Jäger halten sich ja bekanntlich an Diana). Oder war die Sichtung ausschließlich Lohn für Alfreds Anwesenheit in diesem Gebiet? Schließlich sichtete er allein die im vorigen "Kiebitz" verzeichneten Beutelmeisen!
Der erwähnte Pfad am See entlang wird gern von Wanderen, Radfahrern und uns Ornis benutzt. Die Vögel halten sich deshalb überwiegend auf der anderen Seeseite und in dessen Uferbereich auf. Die breite Wasserfläche sorgt für die nötige Fluchtdistanz. Auf dem Weg stehend wurden wir befragt, was das denn für schwarze Vögel seien, zu denen wir schauten (die häufig anwesenden Kormorane), und auf den angrenzenden Wiesen ästen wohl tausend Gänse. Wissend, dass da maßlos übertrieben war, antwortete ein Schlitzohr unserer Gruppe: Die stehen dort, damit sie nicht ertrinken. Ein anderer Orni verwies u.a. auf den "Kiebitz", in dem Vogelsichtmeldungen aufgeführt seien. Daraufhin angeschaut, fühlte ich mich angespornt, mal wieder an der Schreibmaschine tätig zu sein. Hier das Ergebnis.
Nachschau am folgenden Tag. Leer war die Stätte. Die Dommel hatte sich über Nacht heimlich davon gemacht. Für einen längeren Aufenthalt, geschweige für das Brutgeschäft, war dem Eintagesgast (?) das Gebiet vermutlich zu klein. Geblieben waren die üblichen Flugvorführungen der Gänse und Enten, und zu hören waren die ersten Frühlingsträller von Brachvogel und Feldlerche.