Angeregt durch das Beispiel des NABU Steinfurt beschloss der NABU Coesfeld ein Winterquartier für Fledermäuse zu bauen. Finanziell unterstützt wurde der NABU von der Naturfördergesellschaft Coesfeld. Mit dem Gelände des Biologischen Zentrums in Lüdinghausen (BLZ) mit seinen Obst- und Blumenwiesen nahe am Klutensee fand sich ein idealer Standort, der auch gute Bedingungen für eine Bildungsarbeit versprach.
Reinhard Loewert berichtet von einem erfolgreichen Projekt. Nach dem Vorschlag des Dipl.-Biologen Carsten Trappmann, NABU Münster, wurde ein niederländisches Stollen-Modell nachgebaut, das man sich als einen garagenähnlichen Raum von 5 x 5 m Fläche und 2,3 m Höhe vorstellen muss. Durch zwei Innenwände entsteht ein Gangsystem von etwa 17 m Länge. Das Bauwerk ist 1,50 m im Boden eingelassen und mit einer 50 cm dicken Erdschicht gegen Frostabgedeckt. Über eine Treppe gelangt man an die stählerne Tür, die oben eine Öffnung von 15 x 40 cm hat, durch die die Fledermäuse zum Überwintern einfliegen können. Über eine Erdrampe neben der Treppe können auch Kriechtiere in den Stollen gelangen.
Im Dezember 2003 wurde dieser Stollenbau fertiggestellt: Gut ein Jahr wurde mit einer Kerntruppe von vier NABU-Leuten und zwei kurzzeitig tätigen Maurern geschuftet, unterstützt durch die technische Hilfe eines Naturfreundes und der Stadt Lüdinghausen, sowie einer Jugendgruppe vom Ortsverband der Bündnis/Grünen und insgesamt über 30 ehrenamtlichen HelferInnen. Vier Aktive des NABU Münsterübernahmen den fachgerechten Innenausbau mit gespendeten Betonkästen. Auch die Leitung des BLZ und VertreterInnen von deren Trägerverein unterstützten mit persönlichem Einsatz.
Beim Bau wurden teilweise per Hand über 2700 Kg Zement und 26 t Sand zum Betonieren und Vermauern von 630 Hohlblockziegeln gemischt. Über 1/2 t Baustahlwurde für die Gebäudestatik verwendet. Die Gesamtkosten von ca. 6000,- EURO wären aber ohne die kostenlosen Dienstleistungen einiger örtlicher Firmen noch höher gewesen.
Im Mai 2004 richtete der NABU Coesfeld deswegen einen „Danke-schön“ - Abend für alle Aktiven und Sponsoren im BZL aus. Mit einer Temperatur von rund +5° C und eine Luftfeuchte von etwa 95 % werden den der Stollenbau den Fledermäuse im Stollen ideale Bedingungen geboten. Auf den „Einzug“ der „LangschläferInnen“ zum Winter 2005/06 muss man sich allerdings erfahrungsgemäß noch gedulden. Dafür bietet der Stollen planmäßig im Sommerviele Möglichkeiten zur Naturschutzarbeit. Von Mai bis August können die vielen Schulklassen, die täglich das BLZ besuchen, auch Führungen im Stollen erhalten. Ein--- Programm mit Vortrag, Bildern und Modellen gibt allen BesucherInnen einen guten Einblick in das Leben der Fledermäuse. Zusätzlich werden im BZL Kurse zur Herstellung von Sommer-Schlafkästen angeboten. Das Interesse ist schon jetzt sehr groß.
Um bereits im Sommer Fledermäuse mit Insekten zum Jagen anzulocken und sieden Stollen für den nächsten Winter entdecken zu lassen, haben Biologinnen des BZL für den Hügel über dem Stollen und in Beeten ringsum einen genauen Bepflanzungsplan für meist nachts blühende Blumen und Sträucher aufgestellt. Auch Besuchergruppen interessieren sich für die Bepflanzung, bietet sie doch gute Ideen und Beispiele für die Gestaltung des eigenen Gartens oder der Balkonbepflanzung. Inzwischen ist auch der Vorplatz am Stollen aus Mitteln des regionalen Förderprogramms „100 grüne Klassenzimmer in NRW“ ausgebaut worden und kann on den Schulen des Kreises COE genutzt werden.
Seit Januar 2005 ist sogar eine Schülergruppe des örtlichen Gymnasiums Canisianum dabei, mit Unterstützung von Studenten der Uni Münster, einem Elektriker vom benachbarten Fischereiverein sowie einem Amateurfunker aus Lüdinghausen eine Reihe computergestützter Messstellen im Stollen einzurichten. Die registrierten Werte für Temperatur, Luftfeuchte sowie von Flugbewegungen im Stollen werden demnächst per Funk zur Schule geleitet, wo sie in ein Agenda-21-Projekt einfließen. So beschäftigt der Stollen mit und ohne „Bewohner“ schon jetzt viele Menschen, die über das spannende Thema „Fledermäuse“ auf ganz praktische Art an den Naturschutz herangeführt werden können.