Frage: Warum kauft der NABU einen Acker?
Antwort: Um dem Münsterland ein Stück ursprüngliche heimische Kulturlandschaft, sprich extensiv
genutztes Weidegrünland mit Hecken und Weidetümpeln, zurück zu geben.
Das Projekt heißt Kuhkamp-Grönebrock und liegt am Ortsrand von Billerbeck. Hier kaufte der NABU Kreisverband Coesfeld im Januar 2023 mit finanzieller Unterstützung durch das Land (FöNa) eine rd. 2,2441 ha große Ackerfläche. Eigentum der Fläche ab 01.02.2023. Diese reizvolle hügelige Fläche wurde erst vor ca. 10 Jahren in Acker umgewandelt. Der Standort eignet sich aufgrund des Reliefs und der Vernässungsneigung eigentlich gar nicht für eine Ackernutzung.
Ziel des Ankaufs ist die Umwandlung des Maisackers in artenreiches Weidegrünland und
anschließende extensive Bewirtschaftung ohne Düngung und Biozidanwendung im Sinne des
Naturschutzes.
Der Kuhkamp besitzt großes Entwicklungspotential. Er liegt in einem Biotoptypenkomplex mit einem
nach § 30 BNatschG geschützen Kleingewässer, einer alten Hecke mit sehr alten Überhältern (Eiche)
und einem 5 m breiten Saumstreifen, der als Ausgleichsfläche gesichert ist (östlich angrenzend),
einer weiteren Ackerfläche, die ebenfalls in gleicher Weise extensiviert werden soll (Zusage vom
zukünftigen Eigentümer, westlich angrenzend), einer breiten Feldhecke und einer rel. jungen
Obstwiese (Ausgleichsfläche, weiter westlich angrenzend) und weiteren sehr alten
Heckenstrukturen, die den Biotopkomplex umgeben. In der Nachbarschaft befindet sich ein
Brutrevier des Steinkauzes, für den die zusätzlichen Grünlandflächen eine wertvolle Ergänzung des
Nahrungshabitates darstellen und zur Stabilisierung des Bestandes beitragen werden. Es wird
geprüft, ob im südlichen Teil der Fläche Kleingewässer angelegt werden können. Hier könnten neue
Habitate für den Laubfrosch entstehen, der in der weiteren Umgebung vorkommt.
Die Fläche eignet sich besonders gut für die Anlage extensiven Grünlandes, weil aufgrund der
Topographie (hügeliges Gelände) und unterschiedlicher Bodentypen ein reichhaltiges
Standorttypenmosaik vorhanden ist. Der Boden im Hauptteil der Fläche besteht aus Braunerde-
Rendzina, wo sich schnell die in den Baumbergen typische Artenkombination der artenreichen
Extensivgrünlandes einstellen dürfte. Die Fläche ist vor der Umwandlung in Acker jahrzehntelang als
Grünland genutzt worden. Die Flurbezeichnung "Kuhkamp" verweist auf die ehemals lange Tradition
der Grünlandnutzung. Die geplante extensive Grünlandnutzung trägt auch zum Schutz des Grund-
und Oberflächenwassers bei. Die Fläche liegt ca. 500 m oberhalb der Berkelquelle (FFH-Gebiet
Berkel) in der es erhebliche Probleme wegen zu den hohen Einträgen von Nitraten aus der
Landwirtschaft gibt.
Was sind die weiteren Arbeitsschritte?
In Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld wollen wir vor allem über
Mahdgutübertragung für das Münsterland typisches artenreiches Extensivgrünland entwickeln und
im Vertragsnaturschutz extensiv mit Rindern beweiden.
Die Ackerfläche wurde im Herbst 2022 mit Grünroggen ohne Düngung und Pflanzenschutzmittel
eingesät, um die Fläche auszuhagern. Im Juni 2023 wird der Grünroggen geerntet. Bis dahin muss die
Frage geklärt sein, ob und wie im Südosten Kleingewässer angelegt werden können. Wenn das geht
und alles genehmigt ist, können wir mit dem Bau der Gewässer im August 2023 die praktischen
Maßnahmen zur Entwicklung der Artenvielfalt auf der Fläche starten. Danach ist vorgesehen, eine
Gräser-Regiosaatgutmischung einzusäen. Zunächst sollen nur Gräser eingesät werden, um schnell
eine Grasnarbe zu entwickeln. Die Anreicherung mit den ortstypischen Blütenpflanzen erfolgt dann
später durch Mahdgutübertragung mit blütenpflanzenreichem Mahdgut aus der Umgebung. Bis April
2024 muss dann die Typische Weideinfrastruktur (Zaun, Weidetore und Viehtränke/Brunnen)
stehen. Dann kann die extensive Beweidung beginnen. In den Folgejahren werden noch weitere
streifenweise „Beimpfungen“ mit Regiosaatgut nötig sein, um die Zielvegetation: artenreiches
Weidegrünland zu erreichen.
Wir danken allen, die uns bisher bei der Umsetzung dieses schönen Projektes geholfen haben. Das
sind vor allem Markus Nowak vom Amt für Agrarordnung, Alfons Benker als Nachbar und
Projektpartner, Maike Fritz und Yvonne Wünsch von der Bezirksregierung Münster, Kerstin Bartsch
vom Kreis Coesfeld, Siobhan Lofthus und Thomas Zimmermann vom Naturschutzzentrum.
Josef Schäpers
Ziel: Artenreiches Weidegrünland mit Kleingewässer
-> Zielvegetation: Lolio-Cynosuretum
-> Zielfauna: Förderung Steinkauz, Förderung Laubfrosch
Geplanter Bewirtschaftungsbeginn: 2024
Geplanter Maßnahmenbeginn: August-September 2023
Vorbereitung:
Einvernehmen über Flächen-Entwicklungsziel der Eigentümer herstellen
Entwicklungsziele und Auflagen der anliegenden Ökokonto-Flächen (Grasweg, Streuobstwiese, Grünstreifen) prüfen (von Vertragsnaturschutz ausgeschlossen), sowie Zuständigkeiten
Bis 28.2.2023 Lage der Kleingewässer festlegen und auspflocken
Bis spätestens 1.4.2023 Bewirtschafter festlegen
Bis spätestens 15.5.2023 Eintrag der Flächen ins Flächenverzeichnis durch Bewirtschafter
Bis 30.6.2023 Antrag auf Vertragsnaturschutz auf 3,3 ha jetziger Ackerfläche (Pakete „5100 – Umwandlung von Acker in Grünland“) in Kombi mit „5121 – Ext. Grünlandbewirtschaftung ohne zeitliche Beschränkung“), zusätzlich mit vorzeitigem Maßnahmenbeginn (Formloser Antrag), sodass die Gräsereinsaat noch 2023 erfolgen kann (bedeutet aber keine Bewilligung des VNS! Die Bewilligung oder Ablehnung kommt erst im Dezember 2023)
Maßnahmen:
Juli/August 2023 Anlage Kleingewässer
September 2023 Einsaat Gräser-Regiosaatgutmischung
Bis April 2024 Zaunbau (empfohlen: regionaltypische Eichenspaltpfähle, 3 zügig, unbehandelt, 1,8 m Länge (0,6 m im Boden), ca. 3,5 m Abstand)
Bis Juli/August 2024 aufwuchsgerechte, ext. Rinderbeweidung ab 2024 (gem. VNS-Vorgaben)
August 2024 streifenweise Mahdgutübertragung für Kräuteranreicherung von lokalen Spenderflächen in Koop./Abstimmung mit NZ COE
Folgejahre ggf. weitere Mahdgutübertragungen
Ab 2029: VNS-Paket 5132 oder 5142 – Ext. Weidenutzung (Ext.stufe 2 -> 2-4 Großvieheinheiten/ha)
Gemarkung Billerbeck-Kspl. Flur 13, Flurstück 59 tlw..
Ansprechpartner: Jupp Schäpers