Zahlreiche Rauch- und Mehlschwalben sind aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara in ihre Brutgebiete nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Leider sind die Bestände hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch und kontinuierlich zurückgegangen. Zu den Hauptursachen zählt das Fehlen geeigneter Brutplätze. „Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger und leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen.
Deshalb ist es für die gefährdeten Tiere entscheidend, dass wir ihnen Zugang zu Ställen gewähren und ihre Nester an Fassaden dulden“, sagt Christian Chwallek, stellvertretender Landesvorsitzender und Ornithologe beim NABU NRW.
Die Bestände sowohl der Rauch- als auch der Mehlschwalbe sind seit Jahrzehnten stark rückläufig. Im Atlas der Brutvögel Nordrhein-Westfalens beziffern Fachleute den Rückgang bei Mehlschwalben mit 45% seit den 1990er Jahren.
Beide Schwalbenarten stehen heute in Nordrhein-Westfalen als gefährdet auf der Roten Liste. Früher genutzte Viehställe sind verschwunden oder verschlossen, ihre Nester wurden von Hauswänden entfernt oder Netze und Stacheln hindern sie am Anflug an ihre Brutplätze. Hinzu kommt, dass den Schwalben schlichtweg das Baumaterial fehlt, denn heutzutage sind selbst Feldwege asphaltiert oder derart sorgfältig mit Schotter befestigt, dass man Pfützen als Quelle für Lehm, Ton oder Schlamm hier vergeblich sucht.
Neben dem Verlust und der Zerstörung von Brutplätzen bekommen die Vögel aber auch den Schwund an Insekten zu spüren: „Als Insektenfresser, die sich fast ausschließlich von kleinen, fliegenden Insekten wie Mücken, Läusen und Fliegen ernähren, die sie im Flug erbeuten, sind sie besonders während der Aufzucht der Jungen auf große Mengen dieser Fluginsekten angewiesen“, so Chwallek weiter.
Trotz der schwierigen Situation können die Schwalben in Nordrhein-Westfalen auf Menschen bauen, die die Gesellschaft der Schwalben auch heute noch zu schätzen wissen und die Vögel in oder an ihren Häusern willkommen heißen. Der NABU NRW zeichnet diese Menschen seit 2010 für den aktiven Artenschutz am Haus und ihre Toleranz aus. So wurden im vergangenen Jahr in zwölf Kreisen und kreisfreien Städten über 200 neue Häuser mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ von den NABU-Gruppen vor Ort ausgezeichnet. Insgesamt wurde die Plakette in NRW bereits mehr als 3000 Mal vergeben. Auch in diesem Jahr läuft die landesweite Aktion weiter und Schwalbenfreunde können sich wieder für eine Auszeichnung beim NABU bewerben.
Der NABU Coesfeld bitte um Meldung von Mehl- und Rauchschwalben im Kreis Coesfeld: Hier geht es zum Bewerbungsformular um die Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus"
Mit der Plakette "Schwalbenfreundliches Haus" können Hausbesitzer für ihr Engagement ausgezeichnet werden, dass sie Schwalben an ihrem Haus willkommen heißen.
5 Bewerber im Jahr 2024:
Familie Veelker aus Havixbeck
Familie Baumeister in Dülmen - 1 Paar Rauchschwalben
Familie Wiesmann in Lüdinghausen - 15 Mehl- und 15 Rauchschwalben
Familie Fallenberg in Ascheberg - 10-12 Rauchschwalben
Familie Achenbach in Dülmen - 5 Rauchschwalben
Familie Fallenberg in Ascheberg - Foto: Dorothea Knepper-Wollny
Familie Veelker in Havixbeck - Foto: Hubert Veelker
Schwalbennester bei der Familie Wiesmann in Lüdinghausen. Foto: Dorothea Knepper-Wollny
Im Jahr 2023 haben sich 29 Familie an dieser Aktion beteiligt. Hier finden Sie weitere Informationen.